Warum Kreativität auch inklusiv ist?

Ein Beitrag von N. Schreiber

 

Die Notwendigkeit zum Träumen, Spielen und schöpferischen Handeln auf der Suche nach dem Selbst (D.W. Winnicot – Vom Spiel zur Kreativität)

 

Kreativität

Kreativität, kreativ sein, ist für diejenigen bestimmt, die malen, schreiben, musizieren, schauspielern oder tanzen können. Für diejenigen die ihren Ausdruck in der Kunst finden. Kreativität ist eine spezielle Fähigkeit. Und alle diejenigen die das nicht tun, sind nicht kreativ. Aber stimmt das?

Kreativität passiert dann, wenn wir uns dazu entschließen, die Welt zu erforschen und entdecken zu wollen. Wenn wir unkonventionelle und neue Lösungen erproben, wieder verwerfen, neu zusammenstellen und uns mit dem, was uns begegnet auseinandersetzen. Kreativität bedeutet den eigenen Spieltrieb zu aktivieren. Kreativität ist nicht immer offensichtlich, aber immer präsent und vielfältig.

 

Diversität

Die Studierenden der Klasse TZ0122 stellten sich im ersten Semester die Frage, was ist Diversity, Diversität, Vielfalt, Heterogenität. Im ersten Schritt galt es, anhand von Diversitätskriterien die Erkundung von Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeiten nachzuvollziehen, als auch Vielseitigkeit als Ausgangspunkt für die inklusive pädagogische Arbeit zu berücksichtigen.

Sie blickten nun auf sich Selbst und die Frage stand im Raum: „Wie werden Diversität und Vielfalt in unserer Klasse sichtbar?“ Was trägt jede einzelne Person dazu bei und wie ist das Zusammenwirken aller Beteiligten.

Die Studierenden ließen sich auf ein Experiment ein. In diesem ging es darum, sich auf den kreativen Prozess einzulassen und sich auf einem großen Plakat zu begegnen. Ohne Worte. Jede Person wählte ihren eigenen Stift und begann ein Stück von sich, auf das Plakat zu malen. Reihum ging es weiter. Jede*r antwortete auf das, was vor sich lag, ergänzte, bemalte, überlegte, setzte daran an.

Das Ergebnis zeigt die Vielfalt, das Bunte, das Individuelle, das Gemeinsame und das Unterschiedliche. Zusammen haben Sie etwas Neues und Unkonventionelles kreiert. Durch ihre Offenheit, Neugier und Explorationsfreude hat die Klasse im miteinander ein gemeinsames Bild von sich erschaffen. Die vielen Figuren und Elemente werden zu kleinen Geschichten, verbinden sich und werden zu einer großen und komplexen Geschichte. Das Bild lädt ein auf eine Entdeckungsreise zu gehen.

An dieser Stelle rückt kreatives Handeln das Menschsein in den Mittelpunkt und zeigt, dass das Miteinander mehr ist als die Summe ihre Teile. Ist dies nicht auch Inklusion?

Geht inklusive Bildung davon aus, sich auf unterschiedliche Voraussetzungen von Menschen einzustellen und eine pädagogische Haltung der Offenheit und Wertschätzung einzunehmen, so geht es darum, einen Ort der Begegnung zu schaffen, in der Vielfalt lebendig wird. In dem jede*r gleichwertig nebeneinandersteht und voneinander lernt. Das erfordert Mut und Kreativität. Das ist das, was sich die Klasse zu Eigen gemacht hat.

 


Verwendete Literatur:

Berliner Bildungsprogramm für Kindertagesstätten, Senatsverwaltung Berlin für Bildung, Jugend und Familie, Verlag im Netz, Weimar, 2018

Rahmenlehrplan Staatliche Fachschule für Sozialpädagogik, Senatsverwaltung Berlin für Bildung, Jugend und Familie, 2021/2022

O. Hanus, schöpferische Lösungswege, Books on Demand, Norderstedt, 2008

S. Richter, Vorurteilen und Diskriminierung in der Kita begegnen, Verlag Herder GmbH, Freiburg 2022

Hrsg: Ledig u.w., Erziehen als Profession, Lernfelder 1-3, Westermann, Bildungsverlag Eins GmbH, Köln, 2019

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