Exkursion zum Weltacker im Botanischen Volkspark

Ein Bericht von Johanna Kister

Schon zum 7. Mal in diesem Jahr – mit mittlerweile insgesamt 140 Studierenden – führte es mich zum Weltacker. Die Exkursion und ihre Vor- und Nachbereitung findet im Lernfeld 4 – Lernbereich 3 (Natur, Umwelt und Technik) statt und stellt die Frage nach unserer Beziehung zur Natur und zu unserem Umgang mit ihr.

Diesen besonderen Ort, gelegen auf dem Gelände des Botanischen Volksparks Blankenfelde-Pankow, gibt es seit 2013. Hier werden auf 2000 m² alle Ackerkulturen in dem Verhältnis angebaut, wie sie weltweit auf den 1,4 Milliarden Hektar Ackerfläche der Erde vertreten sind. Teilen wir die Ackerfläche dieser Welt durch die Zahl ihrer Bewohner*innen, ergibt das etwa 2000 m² pro Mensch. Darauf muss alles wachsen, was wir verbrauchen.


Exkurs: Was ist der Weltacker?

An diesem Ort kann man lernen, was auf der Welt wächst und was daraus gemacht wird. Ganz praktisch kann man nachrechnen, wie viele Quadratmeter das heutige Abendessen benötigt hat. Aber auch Fragen wie

  • Was hat das Schnitzel mit dem Regenwald zu tun?
  • Welchen Einfluss haben Agrarrohstoffe für die Industrie oder Fasern für unsere Kleidung auf das Klima?
  • Wie viele schädliche Treibhausgase werden durch meinen Konsum freigesetzt?

und unendlich vielen weiteren Fragen kann man hier nachgehen.

Für Klassen, Jugendgruppen oder Teams werden Ackertouren angeboten, bei denen man eine allgemeine Einführung in den Zusammenhang von Ernährung und Klimakrise bekommt, den Treibhaus-Gehalt verschiedener Gerichte erfassen kann, individuelle direkte und indirekte Veränderungsmöglichkeiten erarbeiten kann und vieles mehr.

Tipp: Allein die Website www.2000m2.eu/de/der-berliner-weltacker ist ein unerschöpflicher Quell an Wissen in Bezug auf die Entstehung unserer Nahrung und unseren Umgang mit der Erde.


Nun aber zurück zu unserem Ausflug:

Wir haben eine Führung des Teams der Umweltpädagog*innen des Weltackers bekommen. Cora Ksinzyk studiert in Eberswalde den Master in Agrarmanagement und ist auf den Ökolandbau spezialisiert. Die Studierenden fanden es sehr spannend, globale Themen wie zum Beispiel die Welternährung so anschaulich und greifbar erleben zu können.

Die behandelten Themen Lebensmittelverschwendung, Ackerfläche, Saatgut, Bodennutzung, Fleischkonsum, Gerechtigkeit, …  irritieren, inspirieren und sensibilisieren. Es geht um persönliche Entscheidungen, aber darüber hinaus immer auch um die Frage, wie wir verantwortungsvoll als Pädagogische Fachkräfte agieren können. Wie können wir die Fragen der Kinder aufnehmen, auch wenn es komplexe Fragen sind oder wenn globale Zusammenhänge im Raum stehen?

Die Nachmittage werden im Zusammenhang mit dem Ausflug zum Weltacker unterschiedlich genutzt (je nach Klasse und aktuellem Themenplan): es gibt Gruppenarbeit und den Besuch weiterer außerschulischer Lernorte, Naturmethoden wie LandArt werden erprobt oder auch Referate im Park gehalten. Die Lehr- und Lerninhalte werden individuell an die Studierenden-Gruppen angepasst.

Der Weltacker ist ein toller Ort, weil man an seinem Beispiel auf übersichtliche Weise sieht, wie komplex unsere Welt ist. Deutlich wird, dass es EINE Welt ist und dass wir nicht machtlos sind, sondern durch unseren Konsum auch Mitgestalter*innen sind und Verantwortung tragen. Dabei gibt es nicht selten auch kontroverse Einstellungen z.B. zum Thema Fleischkonsum, die diskutiert werden. Mit diesen Kontroversen und Emotionen umzugehen und diese zu begleiten ist Teil unseres Jobs, wenn wir uns mit Kindern und Erwachsenen die Welt aneignen.

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