Ein Bericht von Johanna Kister
Unter dem Titel „Die lebendige Magie des Lebens“ widmeten sich die Studierenden des 3. Semesters vom 22. bis 26. September 2025 einer besonderen und intensiven Projektwoche. Dabei gingen sie ihren eigenen Fragen nach – rund um die Biologie des Lebens, um Geburt und Tod, die Bedeutung des eigenen Herzens, auch Themen wie Ziele und Träume sowie die Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen fanden Raum. Ebenso war das Interesse an Magie, der Vorhersage des eigenen Lebensweges, dem Spiel mit Licht, Dunkelheit und Farben ungebrochen groß.
Genau darin liegt eines der wesentlichen Anliegen dieser Woche: Themen aufzugreifen, die sich nicht in einem Lehrbuch nachschlagen lassen, und sich ihnen auf vielfältige, persönliche Weise zu nähern.
Die Tage waren bewusst offen gestaltet. Ohne Leistungsdruck konnten die Studierenden ihren eigenen Fragen nachspüren, Schwerpunkte setzen und Neues ausprobieren. Im Vordergrund stand nicht, ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen, sondern eigene Wege zu gehen und sich treiben zu lassen.
Unterschiedliche Ideen trafen aufeinander, wurden weitergedacht, miteinander verwoben oder völlig neu interpretiert. Diese kreative Offenheit führte dazu, dass sich viele Studierende auf Themen und neue Mitstudierende einließen – nicht aus Verpflichtung, sondern aus ehrlicher Neugier.
Hoffest und Rundgang
Am Samstag, den 27. September, öffnete die Schule ihre Türen für das Hoffest. In offener und einladender Atmosphäre stellten die Studierenden ihre Impulse, Gedanken und Ergebnisse vor. Es wurde ausprobiert, diskutiert, gespielt – und gemeinsam weitergedacht.
Hier einige Einblicke zu den einzelnen Projekten:
Durch das gesamte Haus zog sich an den Wänden des großen Treppenhauses die Geschichte des Menschen von der Entstehung bis zum Tod –„Von der Zelle bis zum Tod“ . Der Lauf des Lebens ist ein Prozess – so individuell und gleichsam universell. Wir entstehen aus Zellen und einer Menge DNA. Modelle zur DNA und auch das Modell einer Zelle konnten näher erforscht werden. Die Frage nach dem, was uns in bestimmten Lebensphasen ausmachte, fand Raum und viele Ausstellungsstücke lieferten interessante Informationen über den Menschen im Ganzen. Am Ende des Weges, auf den obersten Treppen fand sich fast unscheinbar ein kleines Grab. Die Ausstellung lieferte eine Menge Informationen und schien neben den Wissenselementen auch ein Spiel zu sein für die Frage „Auf welcher Stufe stehe ich in der Entwicklung des Menschen?“
Der Raum „Seelen-Portal“ stand für Freiheit in der Interpretation und die Kraft der Imagination – ein Ort, um tief in Vorstellungen vom Leben einzutauchen und über das hinauszudenken, was rational fassbar ist. Ausgangspunkt waren Tarotkarten und Symbole, doch statt festen Deutungen ging es um eigene Zugänge und Freiräume für Fantasie, Wünsche und persönliche Träume. So entstand eine Collage aus vielen Ideen – ein Raum für das Magische, das Unendliche, für Möglichkeiten. Deutlich wurde, dass Spiritualität alle in der Gruppe bewegt. Gerade weil sie in unserer rational geprägten Welt oft tabuisiert ist, war der Austausch darüber besonders bereichernd: über (Un-)Wirklichkeit, höhere Mächte und die Frage nach den Grenzen des Möglichen. Viele waren sich einig: „Es ist uns egal, was es gibt, aber es kann helfen, an etwas zu glauben.“ Nach und nach öffneten wir uns mit persönlichen Themen. So entstand ein Raum von Offenheit, Vertrauen, Empathie und Respekt. „Tanzen, lachen, singen – all das ergab sich einfach so, da der Moment dazu einlud“, beschreibt Vivien. Besonders beeindruckend war die gemeinschaftliche Energie: „Jeder hat etwas beigetragen. Wir kamen aus unterschiedlichen Klassen und wurden eine große, motivierte Gruppe voller Enthusiasmus und echter Freude an der gemeinsamen Arbeit“, erzählt Olga.
Der Raum „Magie in Bildern“ fand sich im 1. OG und zeigte, dass Orte magisch sein können, sie können uns das Gefühl von Lebendigkeit geben, uns bewegen, traurig oder glücklich machen. Orte sind Erinnerungen, sie sind Begegnung mit Welt. Die Idee der Gruppe war es sich über das Medium der Fotografie zu öffnen und zu begegnen. Dabei entstand eine Reise durch das eigene Leben. An welchen Orten war ich in meinem Leben, die für mich magisch sind. Felix hielt für sich überrascht fest: „Ich bin ohne Erwartungen am Montag in die Schule gekommen und gehe mit so vielen Ergebnissen, Eindrücke, Ideen, Gedanken und auch neuen Zielen raus. Das Selbstexperiment ist geglückt.“
Ein weiterer spannender Reflexionsraum bot sich durch die Änderungen, Raum neu denken – den Klassenraum einfach neu aufteilen und auch aus der Sicht der Besucher*innen das Konzept von Ausstellung zu denken war etwas Besonderes! Orte können sich durchs Leben durchziehen und prägen unser Leben mehr als wir denken. „Jede*r hat solche guten und magischen Orte, das Leben liegt im Erleben der Dinge und die Bilder sind die Andenken“ so Geraldine.
„Ich fand es so schön, dass wir offen gesprochen haben, alle hatten Platz für ihre Ideen – es gab den Einzelnen und das große Ganze. Das ist eine besondere Erfahrung, die uns auch weiterträgt und die wir weitertragen,“ sagt Rayna.
„Knapp und Rauch“ – Das Leben kann so viel sein und es kann auch Physik und Chemie sein – ja Leben ist auch in
den Dingen um uns herum und diese Prozesse haben vielleicht mehr mit uns zu tun, als wir im Alltag oft denken. Die Gruppe im Raum 1.06 hat neben den aufgebauten Experimenten mit Speisestärke, Essig, Kurkumapulver und vielen weiteren alltäglichen Lebensmitteln einen Experimentierraum geschaffen. Körperliche Erfahrungen, wie das Herstellen von Schleim, der erst fest ist, wenn wir in zusammenpressen und in der nächsten Sekunde uns wie Wasser aus den Händen rinnt, waren Teil der Raumerfahrung. Aber der Gruppe ging es um viel mehr, als um das bloße Phänomen. Sie fragten sich zu allen Experimenten philosophische Fragestellungen und luden die Besucher*innen ein, sich auch durch Reflexion mit den beobachteten Experimenten zu beschäftigen. Bei dem Experiment des explodierenden Vulkans stand die Frage im Raum „Was brodelt in dir?“ oder auch „Was bringt dich zum Überlaufen?“. Die Studierenden fanden an diesem Punkt besonders auch die Frage interessant, wie die Verbindung aus Experimenten, Philosophieren und eigener Reflexion in der pädagogischen Arbeit Raum finden kann.
Licht und Magie
Ein weiterer Raum, der fast nicht mehr wiederzuerkennen war, war jener, der die Lebensgeschichte eines Menschen aufzeigte: „Das Licht des Lebens“.
Der Raum war in Dunkelheit getränkt, da die Studierenden die Fenster abgeklebt haben, sodass kein Sonnenlicht den Raum erreichen konnte. Das Schwarzlicht lenkte nun den Blick zu den leuchtenden Herzen der großen dunklen Pappfiguren. Diese änderten ihre Körperformen je nach Lebensphase – eine beeindruckende Rauminstallation. Das Betrachten ließ viele Besucher*innen innehalten. Im Anschluss konnte im Raum selbst mit Farben im Schwarzlicht experimentiert werden. Gespräche entstanden zwischen den Generationen über Farben, Schwarzlicht und das eigene Leben.
Raum 2.15 stand unter dem Motto „Die Magie der Emotionen“: Schwarzlicht, Neonfarben und tiefgehende Fragestellungen prägten das Gesamtbild. „Es war ein ständiger Aushandlungsprozess, die eigenen Vorstellungen und Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen und auch mit den Ideen aller abzugleichen,“ erzählt Lahna. „Besonders schön“, so die Gruppe, „war das Kennenlernen der anderen Klassen und Studierenden des 3. Semesters und dabei Gemeinsamkeiten zu entdecken“.
„Welche Emotionen bringen Magie in unser Leben und welche Emotionen nehmen uns auch Magie? Und damit verbunden auch die Frage, wie unterschiedliche Emotionen zusammenhängen, sich vielleicht bedingen oder auch widersprechen? In unserem Raum sind viel tiefgründige Gespräche entstanden – zum Beispiel, als wir über das Frage ‚Wie fühlt sich Liebe an?‘ sprachen. Darüber haben wir lange diskutiert“, berichtet Sibel.
„So ist das Leben“ oder „Der Weg ist das Ziel“ – dieses Raummotto wurde zum Sinnbild des Gruppenprozesses. Im Raum fanden sich interaktive Aktionen wie ein Memoryspiel oder auch ein Lebensparcours, der überwunden werden konnte.
Die Gruppe berichtete: Themen verändern, neu denken oder auch verwerfen war ein stetiger Prozess in der Projektwoche. Unterschiedlicher Meinung zu sein und das gemeinsam auszuhalten, wurde zu einem wichtigen Lernschritt. Entscheidend war, Bedürfnisse klar zu benennen und zugleich zuzuhören – ein Prozess, aus dem alle viel mitgenommen haben.
„Wir haben gelernt, dass Denken manchmal einfacher scheint als Umsetzen – oder doch nicht? Manchmal ist es leichter, einfach zu machen, statt zu lange nachzudenken.“ so Mariella.
Alles hing eng mit dem Arbeitsklima zusammen. Motivation und Energie schwankten, manches brauchte Zeit, um sich zu finden. Auch der ungewohnte Umgang mit Freiheit stellte zunächst eine Herausforderung dar. Am Ende aber entstand das Gefühl: Jetzt könnte es eigentlich erst richtig losgehen.
Eine „Zauberhütte“ entstand im Garten der Fachschule. Spinnweben hingen an den Holzwänden des Gartenhauses und ein großer schwarzer Zauberkessel stand am Eingang der Hütte. Beim Hoffest gab es die Möglichkeit, Zaubertränke herzustellen, so konnte z.B. ein Kraft-, Mut- oder Glückstrank gebraut werden.
Vor dem Gartenhäuschen entstand ein selbstgebauter weißer Wunschbaum mit vergoldeten Blättern, an dem Baum konnten eigene Wünsche angebracht werden.
„Der Prozess der Projektwoche hat viel Freude gemacht. Wir haben am Morgen immer zusammen gefrühstückt und uns einfach erst mal ein Stündchen zusammengesetzt. Es ist so wichtig, miteinander im Gespräch sein, gut anzukommen und sich wohlzufühlen. Zudem war es super zu bemerken, dass eigene Stärken berücksichtigt wurden. Wir haben uns die Aufgaben gut aufgeteilt und auch geschaut, wer macht was gerne, denn darum geht es doch eigentlich – etwas gerne zu tun,“ so André. Die Gruppe betonte vor allem die Magie des Zusammenarbeitens – „wir waren so am Machen und Tun und die Zeit verging wie im Flug“.
„Wenn Magie das Herz berührt.“
„Genau diese Magie entsteht in der gemeinsamen Interaktion – also eine Art Teammagie. Die Workshops der Dozierenden am Montag haben inspiriert und verzaubert. Daraus entwickelte sich in der Gemeinschaft die Idee für das Projektthema, das schließlich selbst zu einem Zauber werden konnte. Durch die einzigartigen Menschen wurde es möglich, jede Idee einzubringen, gemeinsam zu besprechen und durch diese Vernetzung Schritt für Schritt ein Ganzes entstehen zu lassen,“ sagen Peter und Donald.
Der Raum, den die Gruppe gestaltete, wurde in eine Art Herzlabor verwandelt. Hier konnten Besucher*innen einen lauten Herzschlag hören und ihr eigenes Herz befragen. Ein großes leuchtendes Herz strahlte über den abgedunkelten Raum und warf die Fragen nach Liebe, Magie und eigenen Empfindungen auf. Hier verband sich Technik, Lichtdesign, Philosophie und Installationskunst.
Auch die Atmosphäre der Schule wandelte sich: Lernen zeigte sich in vielfältigen, manchmal unerwarteten Formen. Verträumt nachdenken, gemeinsam frühstücken, malen, kleben, philosophieren, vertieft diskutieren oder einfach nur beobachtend teilhaben – all das gehörte in dieser Woche ganz selbstverständlich dazu. So entstanden Momente, in denen bislang verborgene Seiten der Mitstudierenden sichtbar wurden und ein besonderes Miteinander erfahrbar war.
Die Projektwoche ist auch für uns als Schule ein guter Moment innezuhalten und eingefahrene Prozesse in Frage zu stellen. Da Weiterentwicklung von Schule auch immer wieder die Frage aufwirft „Wie wollen wir zusammenkommen?“ „Wie können alle gut lernen?“ und „Was braucht jede*r von uns dafür?“
Die Projektwoche hat eindrucksvoll gezeigt, wie viel entstehen kann, wenn Lernprozesse von Vertrauen, Zeit und echten Fragen getragen werden.
Ein herzliches Dankeschön gilt allen Studierenden für ihr großes Engagement und die Leidenschaft, mit der sie diese Woche gestaltet haben.
























