Das Gericht der Kinder – Theaterbesuch „No Planet B“

Ein Bericht von J. Kister

Der Unterricht im Lernfeld 4 – Lernbereich 3 (Bildungsbereich: Umwelt, Natur und Technik) findet jeweils mit einem Umfang von 40 Unterrichtseinheiten im 2. Semester statt.

Die Prüfungsleistung zum Abschluss des Lernbereiches war die Gestaltung von Marktplätzen zu unterschiedlichsten globalen und lokalen Themen wie z.B.:

  • Plastik im Meer,
  • Mülltrennung,
  • Fast Fashion,
  • Biene,
  • Recycling,
  • Essen in der Zukunft,
  • Regionale und saisonale Ernährung,
  • Faires Spielzeug.

Dafür bauten die Studierenden Infotische auf, die sowohl zum Entdecken und Experimentieren als auch zum Kosten regionalen Obstes und Gemüses oder zum Diskutieren einluden.

Zum Abschluss des Bildungsbereichs Umwelt, Natur und Technik haben wir mit dem Lernbereich 2 (Ästhetische Bildung – Theater) kooperiert. Eine der Klassen (TZ 0121) hat am 14. Januar eine multimediale Inszenierung im Atze Musiktheater besucht; in diesem Rahmen konnten verschiedene Fragestellungen vertieft werden.

Wir erörterten, wie Lernbereiche vernetzt werden können: In diesem Fall ging es um die Ausarbeitung umweltpolitischer Fragen für die Darstellung auf der Bühne. Wie können Beteiligungsprozesse im Theater begleitet werden, und wie können durch künstlerische Darbietung Diskussionsräume für gesellschaftliche Herausforderungen geöffnet werden? Hier geht es vor allem auch darum, theoretische Konzepte in Handlung umzusetzen sowie spielerisch und sinnlich neue Wege zu finden, die Lösungen mitunter viel greifbarer machen als theoretische Überlegungen.

Das Stück „No Planet B – das Gericht der Kinder zum Klimawandel“ eignete sich als multimediale Inszenierung sehr gut für unsere Fragestellungen.

 


Zum Inhalt des Stücks:

Drei Jugendliche stellen sich vor, die Klimakatastrophe sei eingetreten. Am Internationalen Gerichtshof der Kinder sitzt ihre Nachbarin Frau Salzmann auf der Anklagebank, die erklären muss, dass sie durch ihre Lebensweise den Klimawandel nicht mit zu verantworten hat.

Am Ende der Verhandlung treffen die Kinder im Saal die Entscheidung: Ist Frau Salzmann mit verantwortlich? Muss sie schuldig gesprochen werden oder nicht?

Es sind vor allem Kinder, die mit Angst in die Zukunft schauen und nicht verstehen, warum die Erwachsenen sich aus der Verantwortung stehlen. Wann begreifen wir, dass es keinen Plan B für diese Welt gibt? Gelingt es uns noch, den Klimawandel zu stoppen?

 


 

Das Stück spielt mit dem Mittel der Interaktivität: die Zuschauer*innen selbst werden im Theaterraum zu Schöff*innen und damit zu Mitspielenden. Auf diese Weise ist das Stück bei jeder Aufführung anders, und es wird deutlich, dass auf eine Aktion immer eine Reaktion folgt, die jedes Mal anders ausfällt. Jede*r ist in der Lage, die Gegebenheiten durch eigenes Zutun zu verändern.

Das Theaterstück ist für Kinder ab 10 Jahren geeignet – zwei Grundschulklassen waren ebenfalls mit uns im Theatersaal und brachten ihre Ideen zu den Themen „Gerechtigkeit“ und „Klimawandel“ ein. Die Schuldfrage zum Umgang des Menschen mit der Natur und die daraus folgenden Konsequenzen wurde mit den Schauspieler*innen diskutiert.

Die Perspektive der Kinder war dabei für die Studierenden sehr beeindruckend. Die Kinder hatten viele Ideen und stellten spannende Vorschläge zur Diskussion: „Frau Salzmann könnte einmal in der Woche Müll sammeln.“ oder: „Sie darf ab jetzt nicht mehr fliegen.“

„Sind wir nicht alle beteiligt, auch wir Kinder?“ fragte nach einiger Zeit ein Kind im Saal. Die Kinder überlegten, welchen Einfluss ihr bisheriges Verhalten auf den Klimawandel haben könnte.

Das Theaterstück machte auf eindrückliche Art sichtbar, dass wir sprechen müssen: darüber, was wir denken und fühlen; über Wünsche und Visionen; über unsere Emotionen; über Mut und gesellschaftliches Zusammenleben. Und vor allem macht es deutlich, dass die Diskussion generationsübergreifend sein und dass wir Erwachsenen den Kindern zuhören müssen. Sie zu beteiligen und uns einzubringen – das ist ihr Recht und unsere Pflicht.

 

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